Im dritten Teil der Serie »Typische Linuxschriften im Portrait« geht es wie versprochen um Fontmanager. Diese Programme erfüllen den Zweck, große Sammlungen von Schriften übersichtlicher und zugänglicher zu machen, Schriften zu präsentieren, vergleichen und zu deaktivieren. So ein Fontmanager kann die tägliche Arbeit mit Schrift stark vereinfachen und angenehmer machen.
Der Markt in der Linuxwelt ist da recht übersichtlich, meine Recherchen haben ergeben, dass es zur Zeit drei Programme gibt: »Font-Manager«, »Fontmatrix« und »Fonty Python«.
Fonty Python
»Fonty Python« lässt sich bei Archlinux bequem über das AUR installieren, unter Ubuntu Lucid Lynx befindet sich das Programm in universe.
Die grundsätzliche Idee ist es, die Schriften in sogenannten »Pogs« abzulegen, um sie dann an oder abschalten zu können. Dabei muss man alle seine Schriften in einem Ordner auf der Festplatte ablegen oder manuell raussuchen, um sie in Pogs zu packen. Aktiviert man eine Schrift, so wird eine Verknüpfung in das Verzeichnis ~/.fonts gemacht. Kein Wunder also, dass es im folgenden Video nicht funktioniert, denn die Schriften sind großteils über die ~/.fonts.conf deaktiviert. Bedingt durch das Konzept können systemweit installierte Schriften auch nicht deaktiviert werden. Die Oberfläche ist gruselig, so obskur, dass ich es nicht in Worte fassen kann, sondern einen Screencast zur Nutzerführung angefertigt habe.
Fontmatrix
Auch Fontmatrix kommt bei Archlinux problemlos aus dem AUR und unter Ubuntu Lucid Lynx aus den universe-Quellen.
Fontmatrix geht den richtigen Weg und verwaltet aktive Schriften über die ~/.fonts.conf. Leider ist das ziemlich umständlich, unübersichtlich und überhaupt kann ich auch nicht wirklich ein System dahinter erkennen. Das Programm macht irgendetwas und am Ende stehe ich mit drei aktivierten Schriften da.
Dennoch bietet Fontmatrix neben der Kernfunktion noch einige andere Funktionen wie eine sehr gelungene Zusammenfassung der grundsätzlichen Schriftinformationen, eine nette Spielwiese, die Möglichkeit Fonts als Schriftbuch-PDf zu exportieren, einzelne Glyphen zu betrachten und – was wohl wirklich ein Alleinstellungsmerkmal ist – man kann die installierten Schriften klassifizieren lassen.
Font-Manager
»font-manager« kann man natürlich auch über das AUR beziehen, aber man sollte nicht aus versehen das völlig veraltete Paket »fontmanager« installieren, denn damit wird man keine Freude haben. Ubuntunutzer (und alle Anderen mit deb-Paketmanagern) können sich das Programm auf der Projektseite runterladen.
Genau wie »Fonty Python« weicht auch dieses Programm merklich von gewohnten Programmoberflächen ab, was gleichzeitig auch sein größtes Manko ist. Ohne ein genaues Studium der Tooltips bei Erstbenutzung wird man nicht sonderlich weit kommen, hier besteht eindeutig noch starker Verbesserungsbedarf.
Sortiert werden die Schriften in drei Kategorien »All«, »System« und »User«. Wahlweise kann man sich noch Schriften anzeigen lassen, welche in keiner der beiden Unterkategorien sind. Warum sie sich dort nicht befinden ist mir jedoch ein Rätsel.
Selbst organisiert man seine Schriften in Kollektionen, indem man sie von einer Kategorie hineinzieht. Dies funktioniert auch innerhalb von Kollektionen. Hat man sich einmal sortiert, so kann man gewünscht Kollektionen aktivieren oder deaktivieren, was richtigerweise über die ~/.fonts.conf geregelt wird.
Die Zusatzfunktionen sind spartanisch, man kann einen experimentellen Fontbrowser aktiveren und Schriften vergleichen. Für die Zukunft ist eine Schriftenheft-Funktion wie in Fontmatrix geplant.
Fazit
Als eindeutiger Sieger, zumindest für mich, geht »font-manager« aus dem Vergleich hervor, da er relativ einfach zu bedienen ist und vor allem als einziges problemlos funktioniert. Dennoch lohnt es sich immer auch die anderen Programme im Auge zu behalten, vor allem für Benutzer von KDE dürfte Fontmatrix dank QT-Oberfläche nochmal einen Blick mehr wert sein.
Zur Sortierung von Schriften
Hier muss jeder wohl sein eigenes System finden, jedoch hat sich gezeigt, dass man immer einen Standardsatz an Schriften aktiviert haben sollte. Namentlich die »Deja Vu« Familie und die Web-Corefonts, da sonst manche Internetseiten sehr unschön dargestellt werden.
Nachtrag: »Fixed« lohnt sich auch immer aktiviert zu haben, damit sichert man die Unterstützung für asiatische Schriftzeichen.
One comment
Also bei dieser Bewertung frag ich mich doch, was die Entwickler der Programme sich gedacht haben…
UI-Guidelines gibt es genug, ansonsten lieber eine langweilige Standard-Oberfläche, als was nicht funktionierendes…
Ich bleib beim KDE-Fontmanager und Dolphin mit Schrift-Vorschau. Das lässt sich wenigstens bedienen… ;)