Ein Leben mit kostenloser Musik

Momentan befinde ich mich auf einer kleinen Reise und habe doch tatsächlich komplett vergessen Musik mitzunehmen. Ein paar Alben befinden sich auf dem Mobiltelefon, damit kommt man nicht weit…

Um der Situation etwas Gutes abzugewinnen entschloss ich mich zu einem Experiment: Wie gut komme ich damit zurecht nur legal und kostenlos heruntergeladene Musik zu hören. Keine CD-Rips, keine Downloads von Amazon, kein »schau dir das mal an«.

Natürlich ist das kein Dauerzustand, aber ich kann auch mal eine Zeit lang auf meine gewohnte Musik verzichten. Wenn ich alleine bin läuft quasi immer Musik im Hintergrund, kein Radio, sondern Musik die ich mir explizit herausgesucht und für gut befunden habe. Dass man, wenn man viel Musik hört, nicht nur Lieblingslieder in der Bibliothek haben kann ist klar.

Kostenlose Musik zu finden ist nicht das Problem, sie gut zu finden ist doch etwas komplizierter. Viele Künstler sind recht durchschnittlich (das Internet bietet eben eine Plattform für alle), viele machen Musik die mir einfach überhaupt nicht auffällt, und die Meisten treffen den persönlichen Geschmack nicht.

Genug geredet, die komplette Bibliothek in Rhythmbox freigeräumt, wir stehen vor einer lange nicht dagewesenen Leere. Ein paar Interpreten, die in das Raster meiner Spielregeln fallen habe ich schon vorher in meiner Wiedergabeliste gehabt, grasen wir die erstmal wieder ab.

Die ersten Klicks gehen also zu Jamendo (funktioniert eigentlich bei irgend jemanden das Rhythmbox-Plugin, überhaupt?). Eine riesige Fülle an Musik, für den Privatgebrauch in jedem Fall immer komplett kostenlos.

Im letzten Frühsommer habe ich dort einen tollen Interpreten gefunden, Blancheneige (Klezmer-World-Jazz), jetzt habe ich nach einiger Recherche noch Les gosses de la rue (Jazz-Manouche-Swing) für mich entdeckt.

Die Sortierung auf der Seite macht es schwer die Perlen zu finden, man kann sich eigentlich nur über Tag-clouds, Empfehlungen und den Charts orientieren. Es gibt eine Radiofunktion, auf den ersten Blick offenbaren sich nur ein paar Genres, aber es gibt wohl noch mehr…

Neben den beiden Jazzkünstlern habe ich noch churst (Dubstep) und Nybraz (Big Beat) entdeckt. Unter dem Strich findet man dort viel viel viel Musik, aber nach meinem Empfinden ist das Meiste sehr durchschnittlich (besonders im Elektrobereich), alles ist etwas unübersichtlich. Man kann dort geniale Musik finden, muss sich jedoch viel Zeit nehmen. Letztendlich dennoch ein uneingeschränkt zu empfehlendes Angebot mit dem sich jeder Musikinteressierte mal auseinandersetzen sollte.

Die zweite Anlaufstelle ist Last.fm. Seit März 2008 füttere ich die Seite mit Musik, die mir gefällt. Im Gegenzug bekommt man Empfehlungen, was einem sonst noch gefallen könnte. Wenn man diese aufmerksam verfolgt, dann ist ab und zu ein Interpret dabei, der Seine Musik gratis anbietet. Das war bei mir genau einmal der Fall, bei den Gammablitzboys, die ihr komplettes Album früher kostenlos zur Verfügung gestellt haben, was heute leider nicht mehr der Fall ist.

Eine tolle Funktion vom Last.fm ist ein persönlicher RSS-Feed mit kostenlosen Downloads. Dieser ist etwas versteckt (ganz unten rechts bei »Mehr / kostenlose Downloads«), aber kaum gefunden lässt er sich einfach über den Feedreader oder Podcatcher abonnieren und man bekommt in regelmäßigen Abständen neue Musik auf die Platte. Oftmals sind sogar bekannte und populäre Stücke (zumeist als Remix) dabei, oft auch Lieder die man so vielleicht nie angehört hätte. Dieser Feed ist also eine dringende Empfehlung ;).

Freunde elektronischer Musik haben noch die Möglichkeit die Podcasts von einigen Künstlern und Labels zu abonnieren. Oftmals sind bekannte und sonst nur käuflich zu erwerbende Musikstücke enthalten, die Sets haben oft eine Länge von über einer Stunde und sind meist Livemitschnitte, sind oft aber auch extra für den Podcast produziert worden. Als sehr produktiv erweist sich hier John B mit einer manchmal etwas wirren Electro/Drum’n’Bass-Mischung und ganz vielen Trashelementen. Ganz frisch mit erst einer Ausgabe ist der Neosignal-Podcast (Neurofunk/Drum’n’Bass).

Grundsätzlich sollte man sich immer aufmerksam durch das Netz bewegen. Immer wieder stolpert man über Empfehlungen, denen man nachgehen kann. Viele Indie und Folk-Künstler kann man durch die Beiträge vom Spreeblick entdecken, letztens erst The Great Park (Folk). Regelmäßige Besuche bei rhymetorrents.org (Nerdcore) und speziell MC Frontalot (erst recht Nerdcore) lohnen sich auch. Letztendlich kann man nicht alle Quellen auflisten, das Internet ist ja quasi unendlich.

Ein Ersatz?

Nach längerer Recherche habe ich etwa 100 Titel mit einer Gesamtlaufzeit von etwa 10 Stunden gefunden, die mir recht gut gefallen. Gerade in der Anfangszeit hört man also viele Lieder öfters, was mich immer wieder bewegt auf Internetradio umzuschalten. Es gibt viele tolle Interpreten im Netz, die ihre Musik kostenlos hergeben (Danke!), aber letztendlich möchte ich nicht auf »kommerzielle« Musik verzichten. Die Mischung macht es eben aus.

Wenn jemand noch einen tollen Künstler oder eine unverzichtbare Quellen hat, immer her damit! Besonders im Bereich Swing und Big Band bin ich noch auf der Suche.

One comment

  • Nachos and Wine posted on 08.03.2010 at 00:57:

    Bin seit über einem Jahr auch schon begeisterte Last.FM Nutzerin. Jamendo kenn ich noch gar nicht und werde ich mal begutachten. Vielen Dank für den Tipp!